Donnerstag, 26. Februar 2009

Die Añag


Die Añag waren und sind unter den Guaranies gefürchtet. Um wen es sich bei der Vorstellung eines dieser Unwesen eindeutig handelt, ist bis heute nicht auszumachen. Manche Ethnologen gehen davon aus, dass es sich bei den mysteriösen Añag um eine Gruppe von Kaingang, handelt, zumal dieses Volk bei den Guaranies nachweislich als kriegerisch und räuberisch gefürchtet war. In den Augen mancher Alter waren die Añag eine Art von Urmenschen, die sich zu einer mächtigen Nation zusammengeschlossen hatten und deren Heimat die Gegend von Yvypte im östlichen Paraguay gewesen ist. León Cadogan beschrieb diese Urmenschen aufgrund seiner einschlägigen Forschungen unter den Eingeborenen des Chaco als eine vorgeschichtliche Rasse, die den Menschen feindselig gegenüber gestanden habe - eine höchst interessante Parallele zu der gängigen Interpretation der Neandertaler und ihrem Verhältnis zum homo sapiens.

Im Jahre 1856 fand man in einer Höhle von Neandertal Teile eines menschlichen Skeletts, das man ins Diluvium datierte. Es wurde seit 1864, nachdem es von dem britischen Anatomen King untersucht worden war, als homo neandertalensis King bezeichnet.

Selbst für die meisten Anthropologen handelte es sich bei jenem Urmenschen, den wir als „Neandertaler" bezeichnen, um ein scheußliches Monster, das sogar seine eigenen Artgenossen zu erschlagen und aufzufressen pflegte. Die Anfänge dieses homo habilis liegen ca. 250 000 Jahre zurück. Der Lebensraum dieser Spezies von Urmenschen erstreckte sich von Europa über Palästina bis hin nach China. Als vor 40 000 Jahren ein neuer Menschentyp aus dem östlichen Afrika bis nach Europa vordrang, ging die Ära des homo neandertalensis langsam zu Ende. Vor etwa 27 000 Jahren starben die letzten Vertreter dieser Rasse aus.

Als man vor gut zwei Jahrzehnten ein fossiles Zungenbein eines Neandertalers fand, entdeckte man, dass diese angeblich animalischen Urgeschöpfe aufgrund des anatomischen Befundes wahrscheinlich sogar die Fähigkeit zu sprechen besessen hatten. Dass der Neandertaler mit Werkzeugen sehr geschickt umzugehen vermochte, war ohnehin klar. Schließlich hatten jene Urmenschen sogar so gewaltige Tiere wie Mammuts und Bisons erlegt und nicht nur ihr Fleisch verzehrt, sondern auch deren Felle und Knochen verarbeitet.

Wir wissen, dass die Neandertaler ihre Toten in der Erde bestatteten und dass ihnen Jenseitsvorstellungen nicht fremd waren. Sie kannten auch religiöse Rituale. Kannibalische Bräuche, die sie pflegten, sind diesem Bereich zuzuordnen.

Nach einer Periode von rund 250 000 Jahren verschwand die Spezies des homo neandertalis von der Bildfläche. Die Ursache für ihr Verschwinden ist nicht weniger rätselhaft als die des plötzlichen Verschwindens der Dinosaurier. Es gibt lediglich Hypothesen, für die sich gewisse Anhalts-punkte aufzeigen lassen. So läßt es sich z.B. nachweisen, dass bei einer Vermischung der Neandertaler mit den neuen Menschen aus Afrika die Nachkommen un- fruchtbar waren; ein Faktor, der zum Aus- sterben der Neandertalerbeigetragen haben mag. Andererseits wissen wir, dass die über 12000 Jahre gegebene Koexistenz von Neandertaler und homo sapiens alles andere als friedlich verlief. Es darf vermutet werden, dass die Angehörigen des neuen Menschentyps aus Afrika den „Urmenschen" nach Kräften bekämpft haben, so wie es auch bei den „alt- eingesessenen" Neandertalern blutige Kämpfe mit den Eindringlingen aus dem Süden gegeben haben wird.

Damit kommen wir der guaranitischen Mythologie wieder ganz nahe.

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